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Von Ägypten nach Malta und zurück? In
einer unserer lokalen Tageszeitungen war vor einiger Zeit ein Artikel von
Dr. Louis Vella, einem bekannten Wissenschaftler, zu lesen*). Ich musste
seine Zeilen mehrmals studieren, um mir klar zu machen, dass das, was ich
dort las, die Wahrheit und nicht nur ein Stück meiner Einbildung war. Dr. Vella führt aus, dass er während einer Recherche in der Nationalbibliothek von Malta in Vallette auf eine Arbeit von Margaret Murry, einer englischen Ägyptologin, gestoßen ist. Im Jahre 1934 hatte sie dieses Werk mit dem Titel "Corpus of the Bronze Age Pottery of Malta" veröffentlicht. Diese Arbeit nun enthält die Abbildung einer Bildtafel, eines Ostrakon, auf dem ein Mann mit zwei Hunden zu sehen ist (siehe Abbildung). Die Bildlegende besagt: „Römisches Ostrakon, das einen maltesischen Hund zeigt“.
Der
Autor schreibt hierzu: "Ein Ostrakon in der Bibliothek der Universität
von Strassburg wurde in der 'Zeitschrift für ägyptische Sprache', XLIX,
pl. VI,4 publiziert. Es zeigt eine grobe Zeichnung eines Mannes, der zwei
Hunde hält, mit einer Inschrift neben jeder Figur. An der Seite des
oberen Hundes sind die Worte ‘wa simos’ zu lesen, was soviel wie
‘ein Stupsnasiger’ bedeutet, und bei dem unteren Hund steht ‘wa
mlithin’, was soviel wie ‘ein Maltesischer’ bedeutet. Vor dem Mann
ist die Beschreibung zu lesen ’ein Mann, der sie hält’“. Das
Ostrakon wurde in Ägypten gefunden, und Dr. Vella zufolge deutet die Art
der Inschrift auf eine Entstehung zu Beginn der Römischen Periode in
diesem Land hin. Dr. Vella führt weiter aus, dass ein solches Stück
eindeutiger Information über Malta von herausragender Bedeutung ist, denn
es zeige, dass diese kleine Inselgruppe bereits in dieser lange
vergangenen Zeit für ihre spezielle Hunderasse bekannt war. In
den vergangenen Jahrzehnten wurde häufig der vermeintlich ägyptische
Ursprung des Kelb tal-Fenek hervorgehoben. Nachdem die Rasse vom
britischen Kennel Club den Namen "Pharaoh Hound" erhalten hatte,
haben viele ausländische Züchter versucht, diese Entscheidung mit der
Erfindung fantasievoller Geschichten über die gloriose Vergangenheit
dieser Rasse im antiken Ägypten zu rechtfertigen. Alles lediglich begründet
auf der vermeintlichen Ähnlichkeit zwischen dem modernen Kelb tal-Fenek
und der antiken "Tesem-Rasse" sowie der schakalköpfigen
Totengottheit Anubis. Keine
dieser Geschichten kann jedoch für sich in Anspruch nehmen, auf
wissenschaftlich begründeten Fakten zu beruhen. Vielmehr belegen künstliche
Legenden dieser Art die Kraft des Wunschdenkens und die Tendenz des
Menschen, Dinge so zu sehen, wie er sie sehen möchte. Nun
wird uns eine neue Theorie präsentiert, die sich dahingehend
zusammenfassen lässt, dass Ägypten selber in einer bestimmten Periode
seiner Geschichte einen Hund mediterranen Typs aus Malta erhalten hat, der
zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem modernen Kelb tal-Fenek
aufwies. Aufbauend auf Dr. Vella’s Artikel könnten wir nun
argumentieren, dass das Ostrakon, gefunden in Ägypten und mit spätantiker
ägyptischer Inschrift versehen, ein Beleg dafür sei, dass unser
geliebter Kelb tal-Fenek schon in dieser alten Zeit in Ägypten als Hund
maltesischen Ursprungs anerkannt war. Ich
bin mir darüber bewusst, dass nun ein Aufschrei vieler ausländischer
"Pharaoh Hound"-Liebhaber erfolgen wird, die mir vorhalten, dass
dies nur eine haltlose Theorie ist, die auf nichts als der optischen Ähnlichkeit
zwischen dem modernen Kelb tal-Fenek und den auf dem Ostrakon abgebildeten
Hunden beruht, dass jeglicher Beweis für eine genetische Verbindung
zwischen unseren modernen Hunden und den Hunden auf dem Ostrakon fehlt,
usw. Ich
gebe gerne zu, dass sie wahrscheinlich recht haben. Es ist eine
interessante Theorie, die aber bisher noch nicht durch wissenschaftlich
erhärtete Fakten bestätigt wurde, sondern die sich auf die oberflächliche
Ähnlichkeit zwischen unseren heutigen Hunden und einer antiken Abbildung
stützt – also nicht anders als die populäre These vom altägyptischen
Ursprung des Kelb tal-Fenek! Wenn
wir uns in diesem Punkt einig sind, ist es Zeit, sich daran zu erinnern,
dass das Wort „Kynologie“ wörtlich „die Wissenschaft vom Hund“
bedeutet. Jeder Interessenverband von Hundezüchtern und Haltern, der sich
selbst als „kynologische Organisation“ bezeichnet (wie es bei der FCI,
dem britischen und dem amerikanischen Kennel Club der Fall ist) sollte
sich strikt an Fakten halten, und es vermeiden, das Wunschdenken oder die
eigennützigen Interessen einer bestimmten Personengruppe zur Grundlage
seiner Entscheidungen zu machen. Bestimmte
ausländische Züchter des Kelb tal-Fenek haben diese Rasse lange als
"Pharaoh Hound" bezeichnet. Dies erfolgte angeblich wegen der Ähnlichkeit
dieser Hunde mit den Abbildungen aus altägyptischen Gräbern. Tatsächlich
aber ist diese Bezeichnung geeignet, der Rasse einen Hauch von Seltenheit
und Exklusivität zu verleihen, so dass sich mancher Welpenkäufer dazu
hinreißen lassen mag, einen solchen Hund aus Prestigegründen zu
erwerben. Wahre Liebhaber der Rasse sollten jedoch wissen, dass der Name
"Pharaoh Hound" weder etwas mit dem tatsächlichen Ursprung
dieser Rasse zu tun hat, noch dass er sich auf bewiesene Fakten zur
Geschichte der Rasse stützen lässt. Wir
alle wissen, in welchem Land diese Rasse ausschliesslich zu finden war,
bevor ausländische Züchter auf sie aufmerksam wurden. Wir
alle wissen auch, für welchen Zweck dieser Hund in seinem Ursprungsland
verwendet wird, und wir wissen, welchen Namen der Hund in seiner Heimat
seit langer Zeit trägt. Gründe genug, warum jede seriöse kynologische
Organisation die Rasse nicht anders benennen sollte als mit ihrem tatsächlichen
Namen: "Kelb tal-Fenek" – der Maltesische Kaninchenhund. Peter
Gatt/Jan Scotland *) 'Malta: ancestral home of the Ancient Egyptians'. The Sunday Times of Malta, March 26th, 2000, Seite 50ff |
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